warten

Du brauchst dein Zimmer nicht zu verlassen,
bleib einfach an deinem Tisch sitzen und horche.
Du brauchst nicht einmal zu horchen, warte einfach.
Du brauchst nicht einmal zu warten, sei einfach still und allein
und die Welt wird sich Dir frei und unmaskiert offenbaren.
Sie hat gar keine andere Wahl, sie wird Dir in Ekstase zu Füßen liegen!

Franz Kafka

2 Gedanken zu “warten

  1. schönes Foto vom Mainufer in Würzburg :-) auch hier bin ich etwas anderer Meinung: um die welt kennenzulernen bzw. damit sich die welt einem offenbaren kann, muß man durchaus raus aus seinem zimmer, seinem Schneckenhaus, seiner höhle, unter leute, in die ferne etc. ;-) bg, christoph

  2. Interessante Ansicht! Aber ich denke, worauf H. Kafka da hinaus will ist etwas ganz anderes. Scheinbar gibt es Leben und Er-Leben. Was wir Erleben nennen ist alles, was da draußen passiert. Es ist das, was kommt und geht. Leute, Verkehr, Wetter etc. Kafka versucht eher, das Leben zu beschreiben, das weder kommt noch geht. Irgendetwas in uns ist konstant. Reine Wahrnehmung. So, wie ein weißes Blatt Papier. Die Geschichten im Leben sind wie Buchstaben darauf. Dieses weiße Blatt Papier ist absolut neutral. Im Leben des Menschen ist es die Fähigkeit, zu sehen, zu hören, zu riechen, zu denken usw. – Der Wahrnehmung an sich ist es egal, was sie wahrnimmt. Sie nimmt einfach nur wahr. Dann kommt der Verstand und bezieht diese Wahrnehmung auf ein System (ich) und interpretiert diese. Dann ist da nicht nur Leid, sondern MEIN Leid. Keine Freude mehr, sondern MEINE Freude. Aber reine Existenz oder reine Wahrnehmung ist vergleichbar mit einem traumlosen Schlaf. Der Körper existiert weiter aber der Verstand hat Pause. Somit muss angenommen werden, dass der Verstand, oder das ICH keine Voraussetzung für die Funktion des Körpers ist. Dennoch ist Leben im traumlosen Schlaf. Das gleiche Leben das hier ist, wenn im Außen einmal nichts passiert. Atmung, Herzschlag, Kreislauf, Gedanken. Für den Verstand erscheint dies immer als zu wenig – er braucht mehr! Aber für das Leben an sich ist es genug und nicht nur genug – es ist alles, was jemals ist. Selbst in anregender Gesellschaft sind Atmung, Herzschlag, Kreislauf und Gedanken dominierend und nur die Projektion auf Vergangenheit und/oder Zukunft lassen den Moment als besonders Erscheinen. Im Stillen Kämmerlein ist ebendies auch vorhanden… Atmung, Herzschlag, Kreislauf, Gedanken, Sinneswahrnehnmungen. Allerdings ohne äußere Reize, nach denen wir so süchtig sind. Ist Dir jemals aufgefallen, wie mysteriös es ist, dass Dein Herz regelmäßig schlägt, Dich somit am Leben erhält und Deine Atmung passiert, ohne dass Du Dich darum kümmerst? Für den Verstand unbegreiflich… In der Stille wir einem das nackte Leben offenbar. Reine Potenz und reine Wahrnehmung. Es geht nicht um den Inhalt der Wahrnehmung, sondern rein um die bloße Fähigkeit derselben. – Danke für den Kommentar!

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