Leidenschaft


Glücksforscher sind sich einig, dass es bei dem Glück im Leben nicht auf Reichtum oder Anerkennung ankommt. Nicht auf Dinge, die den persönlichen Wert steigern oder die Beachtung, die man entgegengebracht bekommt. Nein – Glück bedeutet anscheinend, etwas zu haben, worin man sich total verlieren kann. Es bedeutet eine Tätigkeit auszuüben, in der man sich so sehr vertiefen kann, dass die eigene Wahrnehmung darin untergeht. Nun, was hat das mit einem Motorrad zu tun?

Ganz einfach. Wenn ich an einem ruhigen, sonnigen Morgen im Mai ausgeruht und bestens vorbereitet auf diese Maschine steige, den Zündschlüssel umdrehe und den Anlasser drücke, das Wummern des gewaltigen Motors höre und mich gedanklich schon auf den schönsten Strecken der naheliegenden Rhön oder des Steigerwaldes spüre, dann hat das sehr wohl etwas damit zu tun. Mit einem so kompromisslos kräftigen Vortrieb im Rücken wissend sich auf zwei Rädern durch kurvige, alleeähnliche Landstraßen fortzubewegen bereitet so viel Glück, dass man sich selbst gar nicht mehr spürt. Was nicht heißen soll, dass man sich selbst deswegen vermisst. Wie man es auch von Reitern auf ihren Pferden hören kann, werde ich selbst mit diesem Metallmonster zur Einheit und gleite mit ihm als unschlagbares Team durch die Kurven. Ich gehöre bei Gott nicht zu denen, die ihren Adrenalinspiegel durch riskante Fahrweise erbauen wollen – das hat mit Leidenschaft nichts zu tun. Hier geht es um Kameradschaft, Einssein, Teamgeist und Verschmelzung. Wenn ich mit dieser Maschine unterwegs bin, gibt es mich zuweilen nicht mehr.

Dann gibt es nur noch malerische Landstraßen, schwungvolle Kurven, Alleen so weit das Auge reicht, Lebensfreude und Staunen, Reisezauber und Fernweh, Lachen unter dem Helm und kurzweilige Pausen. Aber ich… wo bin ich?

Leidenschaft

Heiko

Ein Gedanke zu “Leidenschaft

  1. schöne Beschreibung von glück, ich bin absolut derselben Meinung. man vergißt bei der entsprechenden Beschäftigung raum und zeit, alles materielle und verliert sich häufig, beamt sich in eine teiweise anders erlebte welt. musik (spielen) ist für mich z.b. d-e-r glücksfaktor. die liebe kann zwar i.d.r. die schönste Sache der welt sein, aber gar nicht selten machen liebe oder intensive (emotionale, leidenschaftliche) beziehungen wirklich glücklich und die Leidenschaft wird ihrem namen gerecht und schafft mehr oder weniger “leiden”.

    du fährst auch Motorrad – interessante info, wieder was neues erfahren ;-) “zum glück” bist du kein risiko-Fahrer, sondern ein genuß-fahrer. daß es dich “zuweilen nicht mehr gibt”, klingt etwas besorgniserregend.
    die frage stellt sich für mich auch: wo bist du? auf dem bild und in den entsprechenden Situationen?

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