nostalgie

Wenn wir jetzt die Heimat wieder sehen,
Gehen wir bezaubert durch die Stuben,
Bleiben lang im alten Garten stehen,
Wo wir einst gespielt als wilde Buben.

Und von jenen Herrlichkeiten allen,
Die wir draußen in der Welt erbeutet,
Will uns keine freun mehr und gefallen,
Wenn daheim die Kirchenglocke läutet.

Stille gehen wir die alten Wege
Durch das grüne Land der Kindertage,
Und sie werden uns im Herzen rege
Fremd und groß wie eine schöne Sage.

Ach, und alles, was auf uns mag warten,
Wird den reinen Glanz doch nicht mehr haben
Wie vorzeiten, da wir noch als Knaben
Falter fingen, jeden Tag im Garten.

Hermann Hesse um 1911 (Meinem Bruder)

Annahme

Die größte oder grundlegendste Annahme derzeit ist, dass es ein separates individuelles Selbst mit freiem Willen und eigenständiger Kontrolle gibt. Ein separates Selbst, das sich innerhalb von Raum und Zeit einer Zukunft zubewegt und dabei eine Vergangenheit zurücklässt. Ein Selbst, das innerhalb eines dünnen Spaltes operiert, den wir “die Gegenwart” nennen und worin die Grenzen zur Vergangenheit und Zukunft unsichtbar und nicht identifizierbar sind – und doch irgendwie solide und real.

Die Wahrheit eines solchen separaten individuellen Selbstes in Frage zu stellen, wäre in etwa das gleiche, wie wenn man vor einigen hundert Jahren gesagt hätte: “Hey, ich glaube, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist – Ich vermute, sie dreht sich um die Sonne!” Als Antwort hätte man bekommen: “Verrückt – total verrückt – wir WISSEN, dass die Erde das Zentrum des Universums ist und dass die Sonne um die Erde rotiert.”

Der arme alte Giordano Bruno wurde 1600 als Ketzer verbrannt, weil er diese neue Position vertreten hatte…

Aus dem Blog von K. Madden

[Anmerkung] … und diese Verbrennung hat an dem Lauf der Gestirne (wahrscheinlich) nichts geändert :-)

veränderung

“Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung”

Heraklit von Ephesus (etwa 540 – 480 v. Chr.) griechischer Philosoph

Nirgends lässt sich das besser erkennen, als am Meer. Jede Welle ist “das Meer” und doch verändert sie sich ständig und hat keine feste Form. Ist es nicht mit jedem “Ding” auf der Welt so? Von außen und im Moment betrachtet scheint alles permanent und konstant – mehr oder weniger – und der Mensch neigt dazu, die Dinge als forwährend und beständig zu empfinden. Aber wenn man tief in die Materie hineinblickt, dann bleibt auf atomarer Ebene nur Schwingung übrig. In unserem Körper entstehen ständig neue Zellen und alte sterben ab, Haare wachsen jede Sekunde, Blut zirkuliert, Atmung passiert, Gedanken kommen und gehen, Meinungen ändern sich etc. – Wir sind so vor den Kopf gestoßen, wenn sich etwas offensichtlich und gravierend verändert. Aber die Änderung an sich ist immerwährend, natürlich und normal.

+++ gute nachrichten +++

Genau hier, genau jetzt, in diesem Moment besteht keine Notwendigkeit,
den Rest deines Lebens zu ergründen oder auszudenken, egal was andere sagen.
Du brauchst in diesem Moment nicht die ganzen Antworten. Sie werden kommen,
mit der Zeit, oder nicht, oder vielleicht werden auch die unnötigen Fragen wegfallen.

Es braucht keine Hektik, das Leben beeilt sich nicht. Sei wie die Jahreszeiten.
Der Winter versucht nicht, zum Sommer zu werden. Der Frühling hastet nicht
in Richtung Herbst. Das Gras wächst in seinem eigenen Tempo.

Die Entschlüsse, die gefasst werden, werden gefasst und du hast keine Wahl dabei.
Die Entscheidungen, die passieren werden, werden passieren. Ereignisse werden sich entfalten.
Aber genau jetzt gibt es wohl keine Notwenigkeit zu wissen, wie alles ausgeht
und wie man am besten weitermachen soll. Vielleicht ist die Unwissenheit
ein willkommener Gast auf dem Bankett des Lebens.
Vielleicht ist die Offenheit für Möglichkeiten ein guter Freund.

Anstatt zu versuchen, unser Leben zu meistern, anstatt feinsäuberlich zu versuchen,
das unlösbare zu lösen und schnellstmöglichst die gewaltige Geschichte eines fiktiven “Ich”
zu vervollständigen, entspannen wir in die völlige Unwissenheit hinein,
geben uns der warmen Umarmung des Geheimnisses hin, sinken tief in den Moment hinein,
genießen ihn vollkommen in all seiner Einzigartigkeit und seines Wunders.

Und dann… kommen vielleicht – ganz ohne Anstrengung, ohne Kampf und Stress,
ohne dass “Du” überhaupt darin verwickelt bist – die richtigen Antworten zur richtigen Zeit.

 Jeff Foster