Misthaufen

“Morgen könnte es vorbei sein.”

Dieser Gedanke ist mir gerade beim Geschirrspülen gekommen. Was wäre, wenn ich wüßte, daß dieses Heute mein letztes ist. Wie würde ich empfinden? Wie würde ich es genießen, zu atmen, zu hören, zu sehen, zu fühlen – wie würde ich dieses ordinäre Geschirrspülen genießen!!? Und vor allem würde ich genau wissen, dass ich keine Zukunft mehr habe. Es wäre sonnenklar, dass die Geschichte von Heiko aufhört und ich würde auf einmal erkennen, dass es diese Geschichte nie wirklich gegeben hat. Es waren nur Gedanken, die mich von diesem Moment abgelenkt haben hin zur erinnerten Vergangenheit oder zu einer imaginären Zukunft. Und mir würde auffallen, wie oft ich mein Leben – oder die Zeit – damit vertan habe, lieber in Gedanken dort zu verweilen, als mit allen Sinnen bei diesem einen Moment zu sein. Die Erkenntnis, dass es immer nur diesen einen Moment gibt, würde schlagartig in mich einsickern und mit großer Wahrscheinlichkeit würde ich in schallendes Gelächter ausbrechen! Wo liegen da Sinn und Zweck des Lebens angesichts dieser Endgültigkeit? Nicht darin, was ich sehe, sondern DASS ich sehe. Nicht darin, was ich höre, sondern DASS ich höre. Nicht darin, was ich empfinde, sondern DASS ich empfinde. Der einzige Zweck ist das Leben selbst – der Weg auf etwas zu ist bereits das Ziel.

Wenn ich das nächste Mal Geschirr abspüle, dann werde ich mich ganz bestimmt darüber freuen, wie die Schaumblasen des Spülwassers im Licht funkeln, entstehen und wieder vergehen, wie sich das warme Wasser an den Händen anfühlt, die angenehme Rauheit des Tuches mit dem ich abtrockne, das Geräusch das entsteht, wenn ich zwei Tassen ineinander stelle, die Gedanken, die dabei auftauchen und wieder vergehen, jeder Atemzug der dabei geschieht… eigentlich wunderbar, oder?

Vielleicht sollten wir uns diese Frage, ob es heute das letzte Mal ist, öfter stellen. Dann wird auch dieser Misthaufen auf dem Bild plötzlich unerklärbar, wunderbar und interessant…

Heiko

la mer

Little waves of experience – thoughts, sensations, sounds, feelings – forever appearing and disappearing in this sea of silence. The sea is their home and their source, inseperable from what they are. See, sea, everything is collapsing into you, moment by precious moment…

by jeff foster