gewiss

An manchen Tagen spür ich eine unerschütterliche Gewissheit,
dass alles Geschehene nur so geschehen konnte,
wie es geschah und dass dem, was geschieht und noch geschehen wird
die gleiche Regel zugrunde liegt.
Wozu hadern, zögern und sich sorgen?
Kann überhaupt etwas schief gehen? Haben wir die Wahl?
Ob ich mir heute noch einen Apfel pflücke oder nicht,
werde ich morgen wissen.

tee trinken

“Ich hab noch so viel zu tun… ich muss Verantwortung übernehmen, mein Leben in den Griff kriegen, tiefer gehen, im Hier und Jetzt sein, in die Stille finden, den Planeten retten, meine Gefühle ausdrücken, positiv denken, nützlich sein, den Sinn des Lebens erkennen, meine Gedanken zügeln, gute Arbeit leisten, praktischer sein, meinen Seelenpartner finden, ehrgeiziger sein, eine Familie gründen, die Welt sehen, verständnisvoll sein…”

Hm… vielleicht musst Du das alles. Wie kann ich Dir da widersprechen? Während Du mit all dem beschäftigt bist, werde ich ne Tasse Tee trinken gehen und die Zeitung lesen.

aus “Clarity” von Nathan Gill

theater

Obwohl ich das ganze Drehbuch nicht kenne,
sondern es mir immer nur von Moment zu Moment offenbart wird,
spiele ich in dem Theaterstück mit dem Titel “Mein Leben” die Hauptrolle.
Sollte irgendein Nebendarsteller oder Komparse nicht mit meiner Rolle einverstanden sein,
so möge er sich freundlichst an den Regisseur wenden,
denn ich spiele meine Rolle genau so – Moment für Moment -
wie er sie für mich aufgeschrieben hat.

Illusion


Warum bist Du so unglücklich?
Weil 99,9 Prozent von allem,
was Du denkst und von allem,
was Du tust,
sich um Dich dreht.
Aber da ist niemand!

Terence James Stannus Gray alias Wei Wu Wei (1895-1986)
Taoistischer Philosoph aus England

Why are you unhappy?
Because 99.9 per cent
Of everything you think,
And of everything you do,
Is for yourself -
And there isn´t one

die faulheit

Warum nicht einmal der Faulheit ein paar Gedanken widmen.
Warum hat sie so einen schlechten Stand in der Gesellschaft?
Natürlich ist ständige Faulheit gefährlich und man kann damit
materiell so gut wie nichts erreichen.
Aber eine gelegentliche Faulheit stärkt nicht nur die Glieder,
sondern öffnet auch den Blick für die Natur des Daseins.
Denn alles, was wir durch Fleiß erschaffen und erbauen,
ist dem Zahn der Zeit ausgesetzt – es bröckelt und vergeht unweigerlich.
Schon die Musikgruppe KANSAS singt in ihrem Song DUST IN THE WIND darüber -
“All we do crumbles to the ground though we refuse to see -
Alles, was wir tun bröckelt und geht zu Grunde, und doch wollen wir es nicht sehen.”

Hier ein kleiner Vers des Deutschen Dichters
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) über die Faulheit

Fleiß und Arbeit lob ich nicht.
Fleiß und Arbeit lob ein Bauer.
Ja, der Bauer selber spricht,
Fleiß und Arbeit wird ihm sauer.
Faul zu sein, sei meine Pflicht;
Diese Pflicht ermüdet nicht.

Bruder, laß das Buch voll Staub.
Willst du länger mit ihm wachen?
Morgen bist du selber Staub!
Laß uns faul in allen Sachen,
Nur nicht faul zu Lieb und Wein,
Nur nicht faul zur Faulheit sein.

So laßt uns denn in unsrem Leben der Faulheit auch ein Zimmer geben :-)

unsterblich

“In meinem kleinen Garten säe ich mit froher Frühlingserwartung
Bohnen und Salat, Reseden und Kressen und dünge sie
mit den Resten ihrer Vorgänger, denke an diese zurück
und an die kommenden Pflanzengeschlechter voraus.

Wie jeder Mann nehme ich diesen wohlgeordneten Kreislauf
hin als eine selbstverständliche und im Grunde innig schöne
Sache und nur zuweilen kommt es mir im Säen und Ernten
für Augenblicke in den Sinn, wie merkwürdig es doch ist,
daß von allen Geschöpfen der Erde nur allein wir Menschen
an diesem Lauf der Dinge etwas auszusetzen haben und
mit der Unsterblichkeit aller Dinge nicht zufrieden sind,
sondern für uns eine persönliche, eigene, besondere
haben wollen.”

Aus einem Brief von Hermann Hesse, etwa 1905