ein männlein steht im walde

Frische Luft und Ruhe und Zeit, die Gedanken einfach fließen zu lassen. Zu beobachten, wie sie scheinbar aus dem Nichts kommen, kurz (meistens auch länger) Unruhe stiften und dann wieder wegfallen. Wohin? Wer weiß. Es gibt keinen Denker. Gedanken geschehen. Wenn man sich Gedanken “machen” könnte, warum sollte man dann quälende und immer wieder kehrende Gedanken denken, die einen manchmal nicht schlafen lassen. Man könnte doch sagen: “Ich höre jetzt auf, mir bis morgen früh sorgenvolle Gedanken zu machen, damit ich wenigstens endlich einschlafen kann – oder damit ich mich besser auf die Arbeit konzentrieren kann” usw. Es gäbe keine Psychosen und Depressionen mehr, keine gekränkten Egos und Beziehungsprobleme und auch keine Selbstmorde. Denn man könnte einfach aufhören, diese ständig sich wiederholenden negativen und zerstörerischen Gedanken zu denken, die zu solchen Situationen führen. Keine Lust auf die Stimme im Kopf? Ganz einfach - Klick – Schalter umlegen und alles ist prima, entspannt und ruhig.

 Aber Gedanken geschehen. Auch die, die wir nicht wollen und auch dann, wenn wir sie nicht gebrauchen können. Genauso ist es mit dem Herzschlag. Kein Mensch kann sein Herz schlagen lassen. Es schlägt einfach. Und niemand kann etwas tun, wenn es einmal aufhört zu schlagen.

Wir werden gelebt – und gedacht! Unser Verstand, der von seiner Kontrolle fest überzeugt ist, will das nicht hören, denn es bedeutet sein Ende. Es ist das offene Geheimnis. Der kosmische Witz vor einem Publikum, das nie lacht.

Faszinierend!

Donauwörth

Der Friseurladen verwirrt auf den ersten Blick. Ich hab mal gelesen, dass der Mensch auch Worte lesen kann, bei denen die Buchstaben vertauscht sind, solange der Anfangs- und Endbuchstabe stimmt. Hier das Paradebeispiel! Echt blöd… äh, böld natürlich.

“Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist, dass der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems” – Wikipedia

Das ist ein richtig guter Antiquitätenladen! Hier ist nicht nur das Inventar von vorgestern, sondern auch das Haus, in dem das Zeug verkauft wird. Genial!

via claudia augusta

Dieser Wegweiser war vor knapp 5 Jahren ein täglicher Begleiter während meiner Wandertour von Donauwörth nach Venedig. Wenn ich das Schild jetzt sehe, kommt immer noch ein wehmütiges und auch erleichterndes Gefühl auf, denn jedes dieser Schilder war wie ein guter Freund am Wegesrand, der mich begrüßte und mir verraten hat, in welche Richtung es weitergeht.

Ich habe mich in den vier Wochen allerdings nur zweimal um einige Kilometer verlaufen, denn die Beschilderung ist bis Venedig ausgezeichnet, wobei sie in Norditalien etwas nachlässt. Heute bin ich nach Donauwörth gefahren, wo ich seit Beginn der Tour damals nicht mehr war und hab mir das Städtchen mal genauer angeschaut. Später bin ich dann auch mit dem Auto ein Stück nach Süden gefahren – entlang des Via-Claudia-Augusta-Rad/Wanderweges, der einige Kilometer nach Donauwörth an der Staatsstraße entlang führt. Ich konnte mich trotz der fünf Jahre noch an so viele Details erinnern, dass es mir vorkam, als ob ich letzte Woche erst wieder von der Tour heimgekommen bin.

Ich kann nur sagen – dieser Weg hat etwas magisches an sich!

morgengebet

O wunderbares tiefes Schweigen, wie einsam ist´s noch auf der Welt!
Die Wälder nur sich leise neigen, als ging der Herr durchs stille Feld.

 Ich fühl mich recht wie neu geschaffen, wo ist die Sorge nun und Not?
Was mich noch gestern wollt erschlaffen, ich schäm mich des im Morgenrot.

Die Welt mit ihrem Gram und Glücke will ich, ein Pilger, frohbereit
betreten nur wie eine Brücke zu Dir, Herr, übern Strom der Zeit.

Und buhlt mein Lied auf Weltgunst lauernd um schnöden Sold der Eitelkeit,
zerschlag mein Saitenspiel und schauernd schweig ich vor Dir in Ewigkeit.

Joseph von Eichendorff

februarabend

 

Bläulich dämmert am Hügel hinab zum See
Matten Schimmers im Schmelzen der weiche Schnee,
In den Nebeln gestaltlos wie bleiche Träume
Schwimmen vielästige Kronen erstorbener Bäume.

Aber durchs Dorf, durch alle schlummernden Gassen
Wandelt der Nachtwind, schlendert lau und gelassen,
Rastet am Zaun und läßt in den dunklen Gärten
Und in den Träumen der Jugend Frühling werden.

Hermann Hesse (im Jahre 1910)