die faulheit

Warum nicht einmal der Faulheit ein paar Gedanken widmen.
Warum hat sie so einen schlechten Stand in der Gesellschaft?
Natürlich ist ständige Faulheit gefährlich und man kann damit
materiell so gut wie nichts erreichen.
Aber eine gelegentliche Faulheit stärkt nicht nur die Glieder,
sondern öffnet auch den Blick für die Natur des Daseins.
Denn alles, was wir durch Fleiß erschaffen und erbauen,
ist dem Zahn der Zeit ausgesetzt – es bröckelt und vergeht unweigerlich.
Schon die Musikgruppe KANSAS singt in ihrem Song DUST IN THE WIND darüber -
“All we do crumbles to the ground though we refuse to see -
Alles, was wir tun bröckelt und geht zu Grunde, und doch wollen wir es nicht sehen.”

Hier ein kleiner Vers des Deutschen Dichters
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) über die Faulheit

Fleiß und Arbeit lob ich nicht.
Fleiß und Arbeit lob ein Bauer.
Ja, der Bauer selber spricht,
Fleiß und Arbeit wird ihm sauer.
Faul zu sein, sei meine Pflicht;
Diese Pflicht ermüdet nicht.

Bruder, laß das Buch voll Staub.
Willst du länger mit ihm wachen?
Morgen bist du selber Staub!
Laß uns faul in allen Sachen,
Nur nicht faul zu Lieb und Wein,
Nur nicht faul zur Faulheit sein.

So laßt uns denn in unsrem Leben der Faulheit auch ein Zimmer geben :-)

unsterblich

“In meinem kleinen Garten säe ich mit froher Frühlingserwartung
Bohnen und Salat, Reseden und Kressen und dünge sie
mit den Resten ihrer Vorgänger, denke an diese zurück
und an die kommenden Pflanzengeschlechter voraus.

Wie jeder Mann nehme ich diesen wohlgeordneten Kreislauf
hin als eine selbstverständliche und im Grunde innig schöne
Sache und nur zuweilen kommt es mir im Säen und Ernten
für Augenblicke in den Sinn, wie merkwürdig es doch ist,
daß von allen Geschöpfen der Erde nur allein wir Menschen
an diesem Lauf der Dinge etwas auszusetzen haben und
mit der Unsterblichkeit aller Dinge nicht zufrieden sind,
sondern für uns eine persönliche, eigene, besondere
haben wollen.”

Aus einem Brief von Hermann Hesse, etwa 1905

alles durchströmt

Wie glücklich muss dieser Mensch sein.
Er sitzt auf einer Parkbank, wird von der Sonne beschienen und döst vor sich hin.
Das bringt  mich auf einen Gedanken.
Jeder Mensch kommt ungewollt auf die Welt.
Das heißt, er hat nicht gewollt, dass er auf die Welt kommt.
Die Eltern haben es gewollt.
Nun denkt sich der Mensch:
“Wenn ich schon aufgrund anderer auf die Welt kommen muß,
dann sollte ich wenigstens so sein dürfen, wie ich will”.
Aber die Gesellschaft ist da anderer Meinung und zwingt ihn in Erziehung,
Konventionen, Ansichten, Meinungen und Religionen.
Er versucht, sich anzupassen, sich zu integrieren, seinen Weg zu finden,
so zu sein “wie ich bin”, zu sein wie andere, rechtschaffen zu sein,
gut zu sein, höflich zu sein, nett zu sein. Er versucht, etwas aufzubauen.
Er versucht, zu lernen, zu bestehen, zu arbeiten, zu Wohlstand zu kommen,
sich etwas zu beweisen, sich abzugrenzen, bei anderen gut dazustehen,
Freunde zu gewinnen, Weisheit zu erlangen – um es kurz zu machen,
er versucht, glücklich zu werden. Und nach vielen Jahrzehnten harter Arbeit
und Entbehrung, vielen Enttäuschungen und Abstürzen erkennt er endlich ….

Da ist gar kein Ich – alles geschieht einfach – und Gedanken sind wie ein Radio im Kopf.
Ich kann ihn zwar nicht ausschalten, aber ich muss ihm auch nicht glauben.
Was ich tue oder nicht tue ist irrelevant, denn ich habe nicht mal meine eigene Geburt verursacht.

“Es gibt hier etwas, das wir Leben nennen.
Es ist unerklärbar, unvermeidbar, absolut direkt, unpersönlich,
geheimnisvoll und es durchströmt alles -
auch mich und es spielt sein Spiel… durch mich und mit mir…
alles durch…mich…  spielt… strömt…
ALLES DURCHSTRÖMT…”

…klingt noch in seinen Ohren und mit diesem
Gedanken setzt er sich auf die Parkbank und schläft ein……..

ALLES DURCHSTRÖMT…. ALLES….     ALLES!

Das Bild ist im Schlosspark Bayreuth entstanden.
Aufgrund seiner Verfassung wollte ich ihn nicht fragen,
ob er  fotografiert werden will, oder nicht.
Ich bin daher nach der alten Weisheit gegangen:
“Wer schweigt, stimmt zu” :-)

zurück

Dieses Bild ist am 31. Mai diesen Jahres entstanden.
Aber es geht schon wieder dahin zurück.
Man spürt ihn schon förmlich, den Herbst.
Es wird kühler, das Leben wird leiser.
Die Sonne steht tiefer und wirft ein anderes Licht auf die Welt.
Mal sehn, was mein alter Freund Hermann Hesse dazu sagt…

Waldränder glühen golden,
Ich geh den Weg allein,
Den ich mit meiner Holden
So vielmal ging zu zwein.

In diesen guten Tagen
Zerfließt mir Glück und Leid,
Daran ich lang getragen,
In Duft und Ferne weit.

Die Bauernkinder springen
Im Heidefeuerrauch;
Da heb ich an zu singen
Wie alle andern Kinder auch.

(“Herbsttag” um 1911)

wer weiß


Wer weiß, wie stark ich vor 60 Jahren war?
Wer weiß, was ich mit 20 geträumt habe?
Wer weiß, wann ich zum ersten Mal ein Mädchen geküsste habe?
Wer weiß, was ich in meiner Lehrzeit durchmachen musste?
Wer weiß, wie ich die Kriegs- und Nachkriegszeit erlebt habe?
Wer weiß, was ich denke?
Wer weiß, wohin ich gehe?

Ich!

Wer wird sich in 60 Jahren noch an mich erinnern?

Kiosk


Ein Kiosk (vor dem 18. Jahrhundert entlehnt über französisch kiosque, aus italienisch chiosko,
von türkisch Köşk „Gartenpavillon“, aus mittelpersisch gōše bzw. türkisch köşe „Winkel, Ecke“)
ist heute im allgemeinen Sprachgebrauch die Bezeichnung für eine kleine Verkaufsstelle in Form
eines Häuschens oder einer Bude. Ein Beispiel ist die Trinkhalle.
Quelle: Wikipedia

Schön, dass unter “Hier erhältlich:”
noch auf Deutsch steht, was man kaufen kann!
Wobei ich mich frage, ob man diesen Englischen “Coffee to go”
wohl auch zum mitnehmen kriegt…?